Es sind diese Momente, die den Dartsport so faszinierend machen: Moritz Bäcker steht an der Oche, 156 Punkte vor sich, und checkt mit chirurgischer Präzision über Triple 20, Triple 20, Doppel 18 aus. Das Publikum tobt, die Teamkollegen jubeln – doch am Ende des Abends steht eine 6:9 Niederlage gegen DC Wolfdarts Weiden.
Die Flying Eagles des TSV Adlersberg lieferten beim Tabellenzweiten der Bezirksliga 2 Oberpfalz Nord einen bemerkenswerten Fight ab. Gegen eine Mannschaft, die bereits höherklassig gespielt hat und derzeit auf Rang zwei steht, zeigten die Gastgeber eine Leistung, die Mut macht für die Zukunft.
Psychokämpfe am Oche
Besonders das Einzelduell zwischen Ulrich Schiller und Oliver Scharf entwickelte sich zu einem wahren Lehrstück in Sachen mentaler Stärke. „Ein Nervenkrimi auf höchstem Niveau", beschreibt Abteilungsleiter Michl Bayer die 2: 3 Niederlage von UliSchillers. „Oliver spielte sehr langsam, Uli stellte sich auf den Rhythmus ein. Das Spiel faszinierte alle Beteiligten mit kleinen Psychospielchen mittendrin."
Acht Matchdart-Versuche brauchte es insgesamt, bis Scharf im achten Anlauf das entscheidende Quäntchen Glück hatte – solche Duelle machen die Faszination des Dartsports aus, bei dem Millimeter über Sieg und Niederlage entscheiden.
Checkout-Probleme als Achillesferse
Während Andreas Schmeiduch mit seiner „quasi fehlerfreien" Checkout-Quote glänzte und sowohl gegen Andreas Dobler (3:1) als auch gegen Florian Groesbach (3:0) überzeugte, offenbarten sich bei anderen Akteuren die typischen Schwächen des Amateursports.
Julian Nickl, im Doppel noch stark, fand in seinen Einzelpartien nicht zu seinem gewohnten Spiel: „Er traf weder die Triple 20 noch die sonst so sichere Triple 17", analysiert Bayer nüchtern.
Das Drama kulminierte im 11. Spiel des Abends: Moritz Bäcker im Decider nach 15 Darts bei 40 Punkten – ein Tempo, das auch Profis alle Ehre gemacht hätte –, verlor sich im gefürchteten „Madhouse", dem Doppel-1-Feld, während Stefan Siegert eiskalt zum 3:2 nach 20 Darts ausfinishte.
Doppel als Hoffnungsträger
Lichtblicke boten die Doppelspiele, in denen die Flying Eagles zwei von drei Partien für sich entscheiden konnten. Besonders das erste Doppel mit Julian Nickl und Matthias Scheuerer zeigte die Qualität der Mannschaft: „Beide sehr stark und stabil im Scoring", lobte Bayer. „Matthias nutzte unter Druck die Checkout-Chancen, Julian rettete im letzten Leg ebenfalls unter hohem Druck den Sieg."
Auch Max Freisleben und Andreas Schmeiduch überzeugten mit ihrem 3:2 gegen Oliver Scharf und Florian Griesbach, wobei Freisleben den entscheidenden Punkt über die Doppel 5 holte.
Entwicklung als Erfolgsmaßstab
„Vor einem Jahr wären wir gegen diesen Top-Gegner noch komplett verdroschen worden", ordnet Bayer die Niederlage ein. Diese Aussage verdeutlicht den Entwicklungsprozess einer Mannschaft, die sich in der Bezirksliga etablieren will. Die Tatsache, dass gegen den Tabellenzweiten „mit ein bisschen Glück auch andersrum ausgehen" hätte können, zeigt die gewachsene Konkurrenzfähigkeit.
Die Stimmung im Team ist trotz der Niederlage gut – ein Zeichen für die richtige Mentalität in einer Liga, in der jeder Punkt hart erkämpft werden muss. Am 29. November gastieren die Flying Eagles beim DC Wenzenbach IV. Bis dahin wird „weiter trainiert und an der Konstanz im Spiel gearbeitet", wie Bayer ankündigt.
Ein Sport zwischen Präzision und Psyche
Der Abend in Wolfsegg zeigte einmal mehr, warum Darts weit mehr ist als das Werfen kleiner Pfeile auf eine Scheibe. Es ist ein Sport, in dem Millimeter-Präzision auf psychischen Druck trifft, in dem ein 156er-Finish zum Höhepunkt werden kann, während wenige Würfe später das Madhouse zum Verhängnis wird.
Die Flying Eagles haben bewiesen, dass sie in diese Liga gehören. Nun gilt es, die gezeigten Ansätze zu verstetigen und aus den knappen Niederlagen zu lernen. Der Weg stimmt – auch wenn er an diesem Abend nicht zum Sieg führte.